Pressemitteilung vom 12.03.2015
von Dr. B. Hornung, Prof. Dr. K.-F. Kaltenborn, Prof. Dr. E. Walther von der „Initiative Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegen TTIP“
Artikel– und TTIP-kritische Leserbriefe wurden von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nicht gedruckt
Tief beeindruckt von einem ganzseitigem Bild (2 mal eine halbe Doppelseite) in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von einer Anti-TTIP-Demonstration — also mit einem eye-catcher zur Visualisierung des Bevölkerungsprotestes, womit selbst die bild– und überschriftenlastige Bildzeitung in den Schatten gestellt werden dürfte — und einem Artikel über das Freihandelsabkommen (TTIP), in dem beklagt wird, dass Politik und Medien lange nicht gemerkt hätten, wie „explosiv das Thema Freihandel werden kann“, haben wir uns nicht nur mit Interesse dem Artikel von Ralph Bollmann und Lisa Nienhaus gewidmet, sondern danach auch spontan zur Feder gegriffen. Leider sind unsere artikel– und TTIP-kritischen Leserbriefe im Redaktionsmülleimer gelandet.
Bei uns drängt sich deshalb die Frage auf, warum keiner unserer artikelkritischen Leserbriefe gedruckt wurde? Möglicherweise könnte es sich ganz einfach um eine Prioritätensetzung bei der Leserbriefauswahl handeln, die andere Themen favorisierte. Wenn aber gleich drei kritische Briefe zu einem Artikel mit einem solchen eye-catcher nicht einmal in Auszügen das Licht der Leserwelt erblicken, kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass hier einmal mehr ein fragewürdiger Umgang mit der Meinungsmacht die Oberhand gewonnen hat. Das ist bedauerlich, wäre doch in der heutigen wirtschaftslobbyistischen Zeit eine Presse, die wenn schon nicht die Interessen, ab und zu doch wenigstens die Meinung des Volkes und Positionen eines bedeutenden Teils der Wissenschaftsgemeinde (siehe offener Brief) verträte, bitter nötig. So aber speist sie das Misstrauen gegenüber Medien, denen oft genug schon „komplizenhafte Verstrickung“ mit der Macht (Leyendecker, 2004) vorgeworfen wurde. Verstrickungen mit der Macht wären, wenn sie denn zuträfen, nicht nur für die Medien selbst, sondern auch für die Demokratie problematisch. Letztere funktioniert nur solange sich kritische Bürger für sie engagieren. Dies tun sie aber nur, wenn ihre Stimme auch gehört wird. Und das gilt letztlich auch beim Thema TTIP.
Wie dem auch sei, um Ihnen die Chance der Lektüre nicht vorzuenthalten, finden Sie im Anhang den FAS-Artikel (als URL) sowie unsere Leserbriefe mit der ausdrücklichen Erlaubnis, diese weiterzuverbreiten.
Früher hieß es von der FAZ, dahinter steckt immer ein kluger Kopf, heute befürchten wir, dass sich hinter der FAZ vielleicht eher (nicht ganz so kluge) Köpfe verstecken – wir haben versucht, das humorvoll zu verstehen (siehe angehängte Karikatur).
Links: Leserbrief von Dr. B. Hornung, Leserbrief von Prof. Dr. Dr. K.-F. Kaltenborn, Leserbrief von Prof. Dr. E. Walther. Karikatur.
V.i.S.d.P.
Prof. Dr. Eva Walther
Fachbereich I
Psychologie
Universität Trier
Prof. Dr. Dr. Karl-Franz Kaltenborn
Zur Hege 8
D-35041 Marburg
Pressemitteilung vom 17.07.2014
Über 100 Ärztinnen und Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter rund 80 Professoren/innen) fordern in einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin den Stopp der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen sowie eine verantwortungsvolle Politik für eine nachhaltige und zukunftsfähige Gesellschaft
In der Woche vom 14. – 18. Juli 2014 findet die sechste Verhandlungsrunde zum geplanten EU-US Freihandelsabkommen (Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP) in Brüssel statt. Was im Einzelnen verhandelt wird, bleibt jedoch der Öffentlichkeit größtenteils verborgen, da die Verhandlungen geheim geführt werden.
Bekannt ist allerdings, dass nicht nur Zölle abgebaut, sondern generell Handelshemmnisse beseitigt und unterschiedliche Standards in den beiden Wirtschaftsräumen angeglichen werden sollen. Wird dabei der Rahmen des vom Rat 2013 beschlossenen Mandats ausgeschöpft, werden demokratische Entscheidungsprozesse, Umwelt-, Verbraucher– und Gesundheitsschutz, Daseinsvorsorge, Kultur und Arbeitsstandards erheblich betroffen sein. Ermöglicht und verstärkt werden solche Wirkungen durch den geplanten Investitionsschutz für ausländische Investoren, die anvisierte regulatorische Harmonisierung bei Regelungsverfahren sowie durch die Infragestellung bzw. den Verzicht auf das europäische Vorsorgeprinzip. Damit wird das Abkommen tief in die Grundlagen unserer Gesellschaft hineinwirken und eine soziale, ökologisch-nachhaltige und zukunftsfähige Gestaltung Deutschlands und Europas beeinträchtigen.
Um diese Gefährdungen abzuwenden, haben wir, als Ärztinnen und Ärzte, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel den Stopp der Verhandlungen zu TTIP gefordert. Wir appellieren zudem an Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel, statt des Freihandelsabkommens wichtige Projekte für eine nachhaltige und zukunftsfähige Gesellschaft in die Wege zu leiten.
Sie finden als Anhang:
- offener Brief an Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel (auch in englischer und chinesischer Übersetzung)
- Unterzeichnerliste
- Expertenliste: unterzeichnende Expertinnen und Experten stehen der Presse für Auskünfte, Interviews etc. in ihrem jeweiligen Fachgebiet zur Verfügung
- Inhaltsverzeichnis des elektronischen Buches (eBuch): Beiträge der Unterzeichner/innen über die Problematik des Freihandelsabkommens auf der Website
(http://kritik-freihandelsabkommen.de/)
Diese und zusätzliche Informationen sind auch auf unserer Website abrufbar:
http://kritik-freihandelsabkommen.de/
V.i.S.d.P.
Prof. Dr. Dr. Karl-Frank Kaltenborn, Zur Hege 8, D-35041 Marburg, Tel. 06421/31600
keinttip@staff.uni-marburg.de
Dr. Martha Mertens, Ilmmünsterstr. 33, D-80686 München,
Tel. 089/5807693
mertens@biodiv.de
Prof. Dr. Monika Krüger, Leipzig,
mkrueger@vetmed.uni-leipzig.de
PD Dr. Johannes Maria Becker, Marburg,
Tel. 06421/2824503
becker1@staff.uni-marburg.de